Dienstag, 31. Januar 2006

wunder geschahn

Wie immer nach einer Trennung war ich ein paar Jahre in Quarantäne gegangen, und hatte die Schnauze voll von eben dieser.
Also muß man mal wieder ausgehen. Obs den Club noch gibt?
Wie ein häßliches Entlein stand ich also ganz hinten am Rand der Tanzfläche im Club, am dunkelsten Fleck, und merkte ganz deutlich, daß ich hier nicht hingehörte. Wie eine Nacktschnecke an den Strand von Ibiza. Obwohl, das war jetzt vielleicht ein schlechter Vergleich...
Wahrscheinlich würde gleich einer der Türsteher nachträglich befinden, daß ich doch zu häßlich, zu langweilig sei und überhaupt überflüssig sei, also nicht mitspielen dürfte, und mich wieder hinausbefördern.

'Willst Du was trinken?' stand da plötzlich einer vor mir, und ich guckte erschreckt auf: alle meine Pornophantasien auf einem hellmilchschokoladeförmigen Haufen, ein ein bissel dumpf-brutaler Gesichtsausdruck, breiteste Schultern und und und..! Und das in 3D. Heiser stotterte ich 'N Becks?'
Hauptsache, er ginge erst mal wieder weg. Über seine breite Schulter mich anlächelnd ging er zur Bar. Kaum hatte er sich umgedreht, suchten meine Augen panisch nach Fluchtmöglichkeit, Notausgang, Feuerleiter, ein Tisch, unter dem man sich verstecken könnte, ein dicker Mensch, egal.
Zwecklos, er war verdammt schnell von der Bar zurück, guckte mir lang und tief in die Augen, grinste, stieß mit dem Bier an und ging gleich zur Sache. Wow, was für ein Körper! Was ein Kerl! All I ever dreamed of!
Die Augen beim Küssen schließen konnte ich aber nicht, denn hektisch suchte ich die Ränge nach versteckten Kameras ab.

In wenigen Minuten würden Scheinwerfer angehen, und irgendeine bösartige schwule Version von 'Verstehen Sie Spaß' würde loslegen. Eine transsexuelle Paola würde mich fragen 'Und Sie haben wirklich geglaubt, so einer würde Sie im Ernst angraben?' Alle würden sich ausschütten vor Lachen, und ich wäre auf den mir zustehenden Platz verwiesen.
Aber außer dem Nahkampf passierte nichts, vielleicht waren Paola und Kurt Felix nebst Kamerateam aufgehalten worden, und mein Hulk mußte seinen Act jetzt durchziehen.

Später zuhause habe die ganze Nacht kein Auge zugetan, um mir das Bild von uns zusammen in meinem Bett einzubrennen. Fiebernd überlegte ich, wie ich unbemerkt meinen Mitbewohner wecken konnte, damit er ein paar Beweisfotos machen könnte. Für die Zukunft, wenn ich wieder mal denke, ich bin eine Nacktschnecke am Strand.

Das war nicht nötig gewesen, denn mein persönlicher Pornostar war gekommen um zu bleiben. Wie ein perfekter Fleck.

Und wenn Sie den Niedergang dieses modernen Märchens lesen möchten, und wie man alle Arten von Flecken letztendlich doch wieder rauskriegt, dann schauen Sie demnächst wieder rein.
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