marlene war die erste bloggerin
Circa 1976 hatte Marlene Dietrich es vermutlich einfach satt, Marlene Dietrich sein zu müssen, legte sich ins Bett und stand im Wesentlichen nicht mehr auf, bis sie 1992 in eben jenem Bett starb.
Von ihrer Bettstatt, die mit Kochplatte, einerm Vorrat an Jim Beam, ihrem berühmten Telefon und einem Fernseher ausgerüstet war, nahm sie an der Welt teil, machte sich so ihre Gedanken und rief unabhängig von Tag- oder Nachtzeit ihre Vertrauten an - oder auch ihr persönlich nicht bekannte Persönlichkeiten.
Eine Lebensplanung, die mich sehr anspricht und ganz oben auf der Liste der Optionen für später (und gelegentlich auch für jetzt schon) steht.
Der Schlaf war ein seltener Gast in der Avenue Montaigne. Oft sammelte sie ihre Gedanken in kleine Gedichte, schrieb per Hand oder mit Noel Cowards Schreibmaschine, die immer an ihrem Bett stand.
Vor ein paar Jahren hat ihre Tochter einige der Gedichte in ein hübsches Coffetable-Book gesammelt, kurze, prägnante Gedichte, die dadurch bestechen, daß die wenigen Worte um sich selbst kreisen, mal larmoyant, mal mit ihrem kühlen Witz durchsetzt. Oft sind es Hymnen an ihre früheren Lebensbegleiter, manchmal anrührend.
Go to sleep
Stop your relentless
brain
From Working
overtime
Just go to sleep
Take pills
Take love
if you can get it
And Sleep
In Arms
enfolding
Or lonesome
With no one holding
you
But go to sleep
You will keep
Till morning
oder:
AMERICA
The Land
Of the Free
You can go there
Be free
To kill
The remains
Thrown in
The trash
As long
As you
Have cash.
oder:
NO MORE
BODY
TO HOLD
ONTO
WHILE YOU SLEEP
JUST THE SHEET
WHAT A CHEAT!
Leider nicht im Buch enthalten die wesentlich poignanteren Texte und Bemerkungen, die man nach ihrem Tod auf Zetteln in der ganzen Wohnung verteilt fand:
We wanted it all
and we got it all!!!
You and me!
(an einen unbekannten Adressaten)
oder
Ich habe
Alle meine
Zähne
Aber keine
Meiner Beene
Ich hätte lieber
Meine Beene
Als meine Zähne
Denn meine Zähne
Nützen
Mir nicht.
oder:
Isn't it strange?
The legs
That made
My rise to glory
Easy, no?
Became
My Downfall
Into Misery!
Queesy, no?
(3 a.m., April 9, 85)
So gesehen war Marlene wohl die erste Bloggerin, wenn auch noch analog. Wer weiß, was sie mit dem Internet angefangen hätte?
Von ihrer Bettstatt, die mit Kochplatte, einerm Vorrat an Jim Beam, ihrem berühmten Telefon und einem Fernseher ausgerüstet war, nahm sie an der Welt teil, machte sich so ihre Gedanken und rief unabhängig von Tag- oder Nachtzeit ihre Vertrauten an - oder auch ihr persönlich nicht bekannte Persönlichkeiten.
Eine Lebensplanung, die mich sehr anspricht und ganz oben auf der Liste der Optionen für später (und gelegentlich auch für jetzt schon) steht.
Der Schlaf war ein seltener Gast in der Avenue Montaigne. Oft sammelte sie ihre Gedanken in kleine Gedichte, schrieb per Hand oder mit Noel Cowards Schreibmaschine, die immer an ihrem Bett stand.
Vor ein paar Jahren hat ihre Tochter einige der Gedichte in ein hübsches Coffetable-Book gesammelt, kurze, prägnante Gedichte, die dadurch bestechen, daß die wenigen Worte um sich selbst kreisen, mal larmoyant, mal mit ihrem kühlen Witz durchsetzt. Oft sind es Hymnen an ihre früheren Lebensbegleiter, manchmal anrührend.
Go to sleep
Stop your relentless
brain
From Working
overtime
Just go to sleep
Take pills
Take love
if you can get it
And Sleep
In Arms
enfolding
Or lonesome
With no one holding
you
But go to sleep
You will keep
Till morning
oder:
AMERICA
The Land
Of the Free
You can go there
Be free
To kill
The remains
Thrown in
The trash
As long
As you
Have cash.
oder:
NO MORE
BODY
TO HOLD
ONTO
WHILE YOU SLEEP
JUST THE SHEET
WHAT A CHEAT!
Leider nicht im Buch enthalten die wesentlich poignanteren Texte und Bemerkungen, die man nach ihrem Tod auf Zetteln in der ganzen Wohnung verteilt fand:
We wanted it all
and we got it all!!!
You and me!
(an einen unbekannten Adressaten)
oder
Ich habe
Alle meine
Zähne
Aber keine
Meiner Beene
Ich hätte lieber
Meine Beene
Als meine Zähne
Denn meine Zähne
Nützen
Mir nicht.
oder:
Isn't it strange?
The legs
That made
My rise to glory
Easy, no?
Became
My Downfall
Into Misery!
Queesy, no?
(3 a.m., April 9, 85)
So gesehen war Marlene wohl die erste Bloggerin, wenn auch noch analog. Wer weiß, was sie mit dem Internet angefangen hätte?
luckystrike - 2007/10/30 10:39