Donnerstag, 8. Januar 2009

Jessica Lange

Schauspieler und -Innen gibt es bekanntlich wie Sand am Meer, die meisten sind hübsch und einige, erstaunlich wenige, können sogar gut schauspielen.

Aber dann gibt es, zugegebenermaßen nur ein paar Mal in hundert Jahren, das Phänomen, daß Gesicht, Persona, Erscheinung das reine Bild und die Bewegung transzendieren - auf der Leinwand erscheint etwas ganz anderes als nur ein Film.
Man kann das wohl heute nicht mehr so richtig nachvollziehen, aber stellen Sie sich einmal die Auswirkung vor, von auf mehrere Quadratmeter geballt projiziertem Licht, 24 Bilder pro Sekunde, auf jemand, der so etwas noch nie gesehen hat. Moving Pictures. Movies.
Ein Gesicht, eine Großaufnahme, metergroß, geschaffen aus reinem Licht und Schatten, leicht flackernd. Stars - das sind Sterne, sie leuchten von innen, von selbst.
Kein Wunder, daß in der kulturgeschichtlich noch recht jungen Götzenwelt des Filmgeschäfts ein wahres Pantheon aus Göttern und Göttinnen entstand, die reinsten jene, die das bloße Bild zur Ikone transzendierten, eine Louise Brooks, eine Lillian Gish, ein junger Montgomery Clift, um mal einige der weniger üblich Verdächtigen zu nennen, und eben: Jessica Lange.

Jessica Lange ist eine der besten, kreativsten und talentiertesten Schauspielerinnen, die es gibt, aber das ist hier nicht der Punkt. Es ist ihr Film-Wesen, ihr Gesicht, ihr Körper und wo sie das Gespielte her nimmt, was sie unterscheidet, von einer, sagen wir, Meryl Streep.

Sie ist diejenige mit der hohen runden Stirn, ein wenig Porzellanpuppe, ein wenig Baby Jane Hudson, Intelligenz und seltsame Niedlichkeit. Diejenige mit den starken Wangenknochen, die Sturheit andeuten, wären da nicht die schmalen, leicht schräg gestellten, aber vor allem immer flüchtig blickenden, seitlich ausweichenden, Verletzung kennenden, die Situation auf Auswege absuchenden Augen. Der Ausdruck, wenn sich diese dann fokussieren.
Der Mund, oft unsicher, stur, grübelnd, oder auf unglaublich freche Art herausfordernd lachend. Die leider etwas schlecht gemachten Kronen, die das ganze in einer Billigkeit (verzeihen Sie, mir fällt kein anderes Wort ein) erden und das menschlich fassbarer machen.

Entdeckt für mich habe ich Jessica Lange mit Jack Nicholson in The Postman always rings twice und war sofort hooked. Die Körperlichkeit, die eine ungeahnte Kraft aus Schwäche, aber auch Gier und Wut holt.
Was sie für Frances noch einmal komplett neu und anders erfindet. Spätestens mit Frances war ich ihr dann komplett verfallen. Crimes of the Heart nicht zu vergessen.
Eine Sphinx, die alles zeigt, aber nichts verrät.

Gestern abend war ich dann furchtbar wütend und traurig, als ich den von Glam bereits vorgestellten Bonneville gesehen habe, ein Roadmovie für 3 Frauen und eine Urne, das seine Möglichkeiten leider weitgehend ungenutzt verschenkt.
Wütend und traurig aber war ich über drei andere Umstände: Das Altern. Man sollte Jessica Lange das Altern verbieten. Und Facejobs und Botox. Das sollten sie ihr auch verbieten. Aber vor allem dem Kameramann, dem sollte man seinen Beruf verbieten und schnell umschulen, vielleicht auf Fleischereifachverkäufer, denn so fotografiert man keine Frauen mittleren Alters.
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