Samstag, 22. August 2009

Twenty Years - Hälfte des (bisherigen) Lebens

Give me your tired, your poor,
Your huddled masses yearning to breathe free,
The wretched refuse of your teeming shore;
Send these, the homeless, tempest-tost to me,
I lift my lamp beside the golden door!
Aufschrift der Statue of Liberty


Fast wäre es untergegangen, aber Mitte März waren es genau 20 Jahre, daß ich nach Berlin gezogen bin, ach was: ausgewandert, die Hälfte des Lebens, und das war mit Sicherheit der größte Sprung, den ich in meinem Leben gemacht habe.

"Take me away from all this Death" wünschte sich Mina von Dracula in Coppolas Verfilmung, und war bereit, dies mit ihrem Leben zu bezahlen.
Meins wollte ich ebenfalls einsetzen, und zwar voll und ganz, nach all den Jahren des Sterbens, der Enge, der Sozialkontrolle, und der unerträglichen Mutter-Sohn-Verbindung. Allerdings zum Leben, Lieben, Lachen, Frei Sein. Berlin hat mein Leben gerettet, noch ein Jahr da unten, ich hätte mich umgebracht.
Das Richtigste, was ich in meinem Leben jemals gemacht habe, niemals bereut.
Als schwarz gefärbter Sonderling stieg ich in den Umzugswagen, ein alter Transit übrigens für den Transit, und kam als geouteter Schwuler, bald weißblond, in der Stadt an.
Das erste gute halbe Jahr vor Mauerfall, das sich anfühlt wie 3 Jahre, so voll von Erleben, geschlafen wurde nicht, Tag und Nacht die Stadt bis in die hintersten Ecken erkundet, so voller Lebenshunger, damals.
Die Monate sehr bald nach Maueröffnung, als ich im besetzten Haus in Mitte zu tun hatte und ein ganz anderes Berlin kennen lernte.
Die erste Wohnung in Moabit, 1. Stock, 2. Hinterhof, Nordseite, aber immerhin ein geparktes Schiff vorm Küchenfenster, die Tür war polizeilich verriegelt gewesen , der Stromzähler ausgebaut, von wo ich dem abwesenden Hauptmieter seltsame Telefonbotschaften übermittelte. Später fand ich heraus daß er zum RAF-Sympathisantenkreis gehörte. Dann die Wohnung teilen mit zwei jüdischen Schwestern aus Budapest, eine kulturelle und politische Konfrontation.

An der Uni, zwar eigentlich nur pro forma eingeschrieben, dennoch drei Dozenten gefunden, die mich erkannten und förderten, unbedankt von mir, leider, liebe A.v.D, lieber Prof. D., lieber Prof. H. Ohne die hätte ich mit Scherheit keinen M.A., wozu auch immer der gut ist.

Aber vor allem an der Uni einen riesigen Schatz gehoben: Im April jährte sich meine Liebe und Freundschaft zum Glam auch zum 20sten Mal.

Die erste schwule WG zu dritt, bald zu zweit, in Kreuzberg in der wunderschönen Altbauwohnung in der Muskauer, leider nur mit Nordbalkon, aber. Überhaupt bisher nur zwei Mal umgezogen (ich bin eine Immobilie), immer mit dem Mitbewohner, der längst ein Bruder ist, eine lange Strecke mit vielen Biegungen, Abhängen und Kurven.
Das leerstehende Mittelzimmer, immer Raum für Gäste, Freunde, Fremde und alles dazischen. Einen Raum für Gäste vermisse ich heute. Absurd, wo wir doch heute 50 qm mehr haben als früher.

Meine 15 Minuten Berühmtsein, damals, als Engel, und die Feststellung: Gestorben wird immer. Eben dem Gebeinhaus entkommen, hier dann eine lebensbejahende Kultur im Umgang mit dem Sterben (an Aids) gefunden. Wenn man umzieht, nimmt man doch immer sich und seine Themen mit. Aber mit der Umgebung ändert sich der Umgang damit.

Die Männer, C., mein erster, der mich nicht nur in die Uni einführte, B. brachte mir Kreuzberg und Brandenburg per Rad bei, H. trug mich drei Jahre auf Händen, bis er es nicht mehr aushielt, U. für genußreiche, emotional teuer bezahlte Jahre, P. für die vielleicht reifste und schönste Beziehung. Und all die One-Night-Stands, Affären und Affärchen, Sexdates, oder auch Sex-ohne-Dates. Das Thema hat sich leider etwas verloren in den letzten Jahren.

Eine Karriere, zufällig, ungeplant, wenn auch nicht unverdient. Immerhin, ein Geschenk, ein Reichtum, eine kleine Welt nach eigenen Maßstäben gestalten zu dürfen, wenn auch manchmal verdammt schwer zu tragen und zu schützen, was mich um ein Haar einmal das Leben gekostet hätte.

Hat Berlin mich glücklich gemacht? Manchmal, ja. Manchmal, unglücklich. Oder war ich das selber?
Zumindest hat es mir alle möglichen Chancen und Gelegenheitengeboten, und im Grunde, nicht mal dafür ist so eine Stadt eigentlich zuständig.

(Inspririert durch Glammies 20-Jahre-Berlin-Beitrag vom Letzten Jahr.
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