Brandenburg teilweise rehabilitiert
Die Landschaft ist wirklich ein Traum, besonders so im Hochsommer, offen im Auto befahren. Grillenzirpen, frisch gemähte Felder und Wiesen, Hecken, Hügelchen, vergessene Dörflein mit seltsamen Namen (Afrika! Ohnewitz!), natürlich die Alleen, und alle naselang ein köstlicher kühler See. Man muß gar nicht etliche Stunden auf einmal am See verbringen, denn gleich kommt ja schon der nächste zum Reinspringen.
Und dann erfüllt es einen mit Trauer, wenn man sich vorstellt, welche Kulturlandschaft Brandenburg einmal gewesen ist, mit Gutshäusern, Teil des preußischen Musterstaats (hier alles von Fontane einfügen, machen Sie sich die Mühe doch selber) und heute ein recht menschenleeres, vergessenes Bundesland mit großem Imageproblem, gern gemieden. Verlassen von den Bewohnern, auf der Suche nach Chancen, die es hier nicht gibt, gemieden von Besuchern, die vorsichtig geworden sind angesichts der vielen Berichte über Rechtsradikale und ihre Untaten.
Auch ich bin bei letzterem nicht ausgenommen, und das nicht nur aus bloßem Vorurteil. Unvergessen, wie sich in Birkenwerder vor ein paar Jahren die Skinheads wie Zombies aus all den Haustüren pellten, und uns auf dem Weg zum rettenden Bahnhof wie ferngesteuert vor ihnen her trieben. Die Horden am S-Bahnhof Königs Wusterhausen, die einem den netten Nachmittagsausflug am Nottekanal nach Mittenwalde zu dieser leckeren Konditorei endgültig verleideten. Der leider notwendige Besuch einer Tankstelle auf dem Weg zum lieben Freund, der den Sommer in einer Klinik an der Müritz verbrachte, als die landschaftlich bedingte paradiesische Stimmung binnen Sekunden in blanke Angst umschlug, 12 bullige Skinheads verfielen in eisiges Schweigen, als ich eintrat, um meinen Sprit zu bezahlen (mit dem sie mich anscheinend gerne verbrannt hätten.)
Und doch die letzten Tage, die Landschaft, das Einfache, das Menschenleere - ach! Nach Nordwesten hin, den Montag verbrachte ich in Havelberg, immerhin eine Hansesadt, durch all die kleinen Dörflein, das wohlaufgeräumte und gepflegte Dörflein Nitzow, das Bad in der Havel inmitten blühender Teichmummeln und Blumenbinsen. Grillen in einem alten Hof, mit bewohntem Storchennest auf der Scheune.
Die Choriner Schorfheide am Samstag und Sonntag, nur eine Autostunde von Kreuzberg entfernt, viel kleinteiliger und urwüchsiger, wo sich viele alternativere Menschen angesiedelt haben in den kleinen Gemeinden mit bloß 20 Einwohnern, wo anscheinend noch oder wieder eine intakte Dorfgemeinschaft besteht. Der Bürgermeister bringt frisch gepflückte Pfirsische und Pflaumen vorbei, auf dem Gesindehof, den Bekannte seit Jahren mit viel Liebe zum Detail und altem pittoresken Krempel zum Gästehaus ausbauen. Ein kleines Paradies, mit Katzen, Hund, Ziegen, Schafen, Gänsen, Hühnern und Hasen. Das Wochenende mit Freunden und zunächst fremden Familien dort verbringen, am Samstagabend mit allen zusammen Pizza im Lehmofen auf dem Hof backen und essen, ein Hauch Italien in der Uckermark. Und mindestens 4x am Tag in den Düstersee, oder den Sabinensee, oder den Stiernsee. Leichte Ernüchterung auf der Liegewiese am Stiernsee, wo auch viel echte Bevölkerung den Tag verbringt. Dann wieder paradiesisch und auch noch ökologisch-biologisch speisen, ein Dorf weiter in einem halbrestaurierten Gutshaus.
Die einzige Bedrohung, die ich dieser Tage sah, war die Aufschrift "Keule kommt sofort" auf einem Lieferwagen, aber dabei handelte es sich lediglich um einen Antik-An- und Verkaufshändler.
Ach, Brandenburg, ich mag dich nicht aufgeben, aber leicht machst du es mir nicht gerade.
Und dann erfüllt es einen mit Trauer, wenn man sich vorstellt, welche Kulturlandschaft Brandenburg einmal gewesen ist, mit Gutshäusern, Teil des preußischen Musterstaats (hier alles von Fontane einfügen, machen Sie sich die Mühe doch selber) und heute ein recht menschenleeres, vergessenes Bundesland mit großem Imageproblem, gern gemieden. Verlassen von den Bewohnern, auf der Suche nach Chancen, die es hier nicht gibt, gemieden von Besuchern, die vorsichtig geworden sind angesichts der vielen Berichte über Rechtsradikale und ihre Untaten.
Auch ich bin bei letzterem nicht ausgenommen, und das nicht nur aus bloßem Vorurteil. Unvergessen, wie sich in Birkenwerder vor ein paar Jahren die Skinheads wie Zombies aus all den Haustüren pellten, und uns auf dem Weg zum rettenden Bahnhof wie ferngesteuert vor ihnen her trieben. Die Horden am S-Bahnhof Königs Wusterhausen, die einem den netten Nachmittagsausflug am Nottekanal nach Mittenwalde zu dieser leckeren Konditorei endgültig verleideten. Der leider notwendige Besuch einer Tankstelle auf dem Weg zum lieben Freund, der den Sommer in einer Klinik an der Müritz verbrachte, als die landschaftlich bedingte paradiesische Stimmung binnen Sekunden in blanke Angst umschlug, 12 bullige Skinheads verfielen in eisiges Schweigen, als ich eintrat, um meinen Sprit zu bezahlen (mit dem sie mich anscheinend gerne verbrannt hätten.)
Und doch die letzten Tage, die Landschaft, das Einfache, das Menschenleere - ach! Nach Nordwesten hin, den Montag verbrachte ich in Havelberg, immerhin eine Hansesadt, durch all die kleinen Dörflein, das wohlaufgeräumte und gepflegte Dörflein Nitzow, das Bad in der Havel inmitten blühender Teichmummeln und Blumenbinsen. Grillen in einem alten Hof, mit bewohntem Storchennest auf der Scheune.
Die Choriner Schorfheide am Samstag und Sonntag, nur eine Autostunde von Kreuzberg entfernt, viel kleinteiliger und urwüchsiger, wo sich viele alternativere Menschen angesiedelt haben in den kleinen Gemeinden mit bloß 20 Einwohnern, wo anscheinend noch oder wieder eine intakte Dorfgemeinschaft besteht. Der Bürgermeister bringt frisch gepflückte Pfirsische und Pflaumen vorbei, auf dem Gesindehof, den Bekannte seit Jahren mit viel Liebe zum Detail und altem pittoresken Krempel zum Gästehaus ausbauen. Ein kleines Paradies, mit Katzen, Hund, Ziegen, Schafen, Gänsen, Hühnern und Hasen. Das Wochenende mit Freunden und zunächst fremden Familien dort verbringen, am Samstagabend mit allen zusammen Pizza im Lehmofen auf dem Hof backen und essen, ein Hauch Italien in der Uckermark. Und mindestens 4x am Tag in den Düstersee, oder den Sabinensee, oder den Stiernsee. Leichte Ernüchterung auf der Liegewiese am Stiernsee, wo auch viel echte Bevölkerung den Tag verbringt. Dann wieder paradiesisch und auch noch ökologisch-biologisch speisen, ein Dorf weiter in einem halbrestaurierten Gutshaus.
Die einzige Bedrohung, die ich dieser Tage sah, war die Aufschrift "Keule kommt sofort" auf einem Lieferwagen, aber dabei handelte es sich lediglich um einen Antik-An- und Verkaufshändler.
Ach, Brandenburg, ich mag dich nicht aufgeben, aber leicht machst du es mir nicht gerade.
luckystrike - 2009/08/12 17:29
Es kann aber auch sein, daß die Burschen heutzutage schon alle von den Parteien in die Kinder- und Altenbetreuung und Gemeindearbeit eingeteilt sind, der Faschismus ist ja heute noch viel gruseliger und weniger unbeholfen.