Nicht wahr, Sie haben in den letzten Monaten oft gedacht, na Mensch, beim Lucky ist ja auch gar nichts mehr los, das lohnt sich ja gar nicht mehr da vorbeizuschauen!? Recht haben Sie, los ist hier nix (und war wohl auch noch nie wirklich, aber ob es sich lohnt, hier vorbeizuschauen, werden Sie dann selber entscheiden müssen.)
Manchmal ist es ja so, man sitzt zufrieden vor sich rum an einem hundsgewöhnlichen Wochentag, in der immer noch warmen Sommerluft auf der Terrasse, der leichte Wind weht einem gelegentlich ein wohliges Geißblattdüftchen aus dem Kübel gegenüber in die Nase, denkt an nur wenig Böses und nippt am Weißweinchen, und dann spielt das böse Musikprogramm auf Shuffle ein Lied, und man schaut auf den Vollmond und ist mal wieder völlig gekegelt.
Mesdames et Messieurs, je vous presente: Dalida: Pour ne pas vivre seul / Um nicht allein zu sein
(Hören sie sich das ruhig mal richtig an, nicht so zimperlich! Klar kann man sagen, Dalida war ne melodramatische Glamourpuss und ein wenig peinlich, aber nu hörense sich das doch mal ruhig an!)
Hier der französische Text, die Version selbst ist auf Deutsch, und mal ausnahmsweise kongenial und recht unpeinlich ins Deutsche übertragen von Eckhard Hachfeld (übrigens später Volker Ludwig, Gründer des Grips-Theaters, Linje 1, vastehnse? Deutscher Text in den Kommentaren)
Dalida selbst hat sich übrigens mit 54 Jahren das Leben genommen, mit dem Hinweis, jenes sei "unerträglich geworden" (keine Angst, ich habe nicht den selben Plan)
Hier der Originaltext:
Pour ne pas vivre seul
On vit avec un chien
On vie avec des roses
ou avec une croix
Pour ne pas vivre seul
On's fait du cinéma
On aime un souvenir
une ombre, n'importe quoi
Pour ne pas vivre seul
On vit pour le printemps
et quand le printemps meurt
pour le prochain printemps
Pour ne pas vivre seule
Je t'aime et je t'attends
pour avoir l'illusion
de ne pas vivre seule
de ne pas vivre seule
Pour ne pas vivre seul
des filles aiment des filles
et l'on voit des garçons
épouser des garçons
Pour ne pas vivre seul
D'autres font des enfants
des enfants qui sont seuls
comme tous les enfants
Pour ne pas vivre seul
On fait des cathédrales
où tous ceux qui sont seuls
s'accrochent à une étoile
Pour ne pas vivre seul
Je t'aime et je t'attends
pour avoir l'illusion
de ne pas vivre seul
Pour ne pas vivre seul
On se fait des amis
et on les réunit
quand vient les soirs d'ennui
On vit pour son argent
ses rêves, ses palaces
mais on a jamais fait
un cercueil à deux places
Pour ne pas vivre seul
Moi je vis avec toi
je suis seule avec toi
tu es seul avec moi
Pour ne pas vivre seul
On vit comme ceux qui veulent
se donner l'illusion
de ne pas vivre seul
Also das muß man ihm wirklich lassen, er hat sehr gut geputzt. Na gut, jede Perle hat so ihr eigenes System, und so muß man sich Nagelfeile, Fernbedienung oder Kabelei halt irgendwo suchen in der Wohnung.
Das schönste aber war der Duft: ein schwacher Hauch von Parfüm und ein sehr dezenter, sauberer, betörender Männerduft hing noch in der ganzen Wohnung, Fast hätte ich an dem Abend nicht geraucht, um den Duft noch ein wenig zu erhalten.
Allerdings muß ich zugeben, daß mir der neue Putzmann ein wenig schlechte Laune bereitet. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, ein wenig voraufräumen zu müssen, und diei ganz ollen Schlüpper ganz tief im Wäschesack verstecken zu müssen. Das ist mir bei meiner ukrainischen Perle nie so gegangen.
Ich weiß schon, warum ich eine weibliche Therapeutin hatte, und keinen schwulen.
Gabriel before me
Raphael behind me
Michael to my right
Uriel on my left side
in the circle of fire
(Kate Bush, Lily)
Die Zukunft der Raumpflege, ach, man muß schon sagen THE FUTURE, hält heute vertretungsweise Einzug in die Luckyschen Hallen: Raphael.
Er ist der Putzmann meines Mitbewohners, von einer so schönen Schönheit auf den zweiten Blick, so richtig saftig, ein Hunk. Und Brasilianer. So Hach halt. Mit einem Riesen-Schlong. Mein Mitbewohner wäre ja nicht mein Mitbewohner, wenn er nicht gleich zum zweiten Reinemachdate Sex mit Raphael gehabt hätte, daher weiß ich das. Mir hat er und wird er seinen Riesen-Schlong wohl eher nicht zeigen.
Dafür aber zückte er ob meiner Nachfrage, ob er Interimsvertretung für meine dralle ukrainische Putzbombe machen könnte, die wieder ein Vierteljahr Visum zuhause absitzen muß, gleich sein iPad und sein iPhone, fragte Mobilnummer ab, tippte ein bissel rum und sagte, er habe mir eine SMS mit Terminvorschlägen geschickt, ich solle die gewünschten besttigen, dann hätte er sie gleich als Termine drin.
(Er studiert International Public Relations oder so. "Sounds pretty dirty to me!" sagt da Bette Davis als Charlotte zu ihrer Cousine in Hush Hush Sweet Charlotte)
It's the Future, Darling!
(Ob ich nachher nicht auch mal unvermutet und rein zufällig aus dem Büro nach Hause reinschneien soll?)
Erinnern Sie sich an diesen Alien-Film, ich glaube der zweite, wo die Crew des Raumschiffs die Reste eines einst besiedelten Planeten durchsucht, und nur dieses kleine Mädchen findet? Die hatten da genau dasselbe Wetter wie wir grade.
Und das ist auch gar nicht gut ausgegangen.
Das Wetter macht mich noch fix und alle. Dauernd muß ich nach noch einem Regenschauer nach draußen auf die Terrasse, das Wasser aus den Rosenblüten schütteln.
Wer glaubt, daß ein Sektchen am Morgen den Kreislauf belebt (hat das schon irgendwer tatsächlich erlebt?), der glaubt auch, daß es sexy ist, mal ohne Schlüpper zu gehen.
Das stimmt nämlich auch nicht. So geschehen letzte Woche, wo ich vergessen hatte, einen Schlüpper für nach dem Sport einzupacken, und so eben ohne Schlüpper zu dem Empfang in der Oper mußte. Sexy! Sexy? Nicht wirklich. Außer es erklärt mir jemand, was dran sexy ist, wenn dauernd der Sack irgendwo am Bein festklebt oder die Pipilotte sich in der Knopfleiste der Hose verklemmt, und man dauernd händisch alles richten muß.
Na, vielleicht findet es ja irgendwo jemand sexy, wenn sich jemand dauernd in der Öffentlichkeit das Gemächt sortieren muß. (Ich bin ja schließlich nicht Michael Jackson. Und ich kiekse auch nicht dabei.)
Bei Diane Arbus gewesen, also ihrer Ausstellung, und geweint und gefühlt. Geweint vor so viel Schönheit, Liebe im Blick, Erkennen und Anerkennen und gleichzeitigem Erhöhen und Sein-Lassen des anderen/Anderen.
Mein Lieblingsbild und das, und das, und das und ganz beonders das!
Diane Arbus über ihre Fotografien: "They are proof that someting was there and no longer is. Like a stain. And the stillness of them is boggling.
You can turn away but when you come back they'll still be there looking at you."
Und der Blick ruft sofort ein Gefühl hervor, längst verschüttet, erinnerte mich an jemanden und seinen Blick: Jürgen Baldiga, meinen Ex von vor vielen Jahren, selbsterklärter Jünger von Diane Arbus, Engelmacher, nun schon seit 19 Jahren tot, und an die Zeit. Seinen Blick, sein Staunen, seine Neugier, seinen Trieb, wie er Menschen erkannte und inszenierte und mit seiner Liedenschaft paarte, zu Ikonen.
Wie ich versuchte Bomec, mit dem ich die Ausstellung besuchte, die Welt von vor 20 Jahren zu schildern, zu erklären, nahezubringen, und scheitern mußte, was nicht an meinem Zuhörer lag, gierig und wißbegierig und innen und außen intelligent, wie er ist, sondern an der Unmöglichkeit, ein Universum zu beschwören, das nur kurz aufflackerte und längst verschollen ist, deutlich größer als ich und dann doch nur begrenzt. Romantik, Episode Berlin 1986-1993.
Eine Wolke über uns, weil er gerne begriffen und gekannt hätte, was nicht mehr möglich ist, Melancholie über Nicht-Gekanntes und bei mir über Längst-Vergessenes.
Und doch, sehr emotionalen Abend verbracht mit den Bildbänden von Baldiga und Arbus, und sehr sehr glücklich gewesen, daß ich doch nicht vergessen hatte, was ich längst schon vergessen geglaubt.
Gehen Sie hin, so viel Schönkeit und schönes Empfinden kriegen Sie for 10 Euro, ach, für 1000 Euro so schnell nicht wieder!