Montag, 5. November 2007

milliarden für die hässlichkeit der mittelmässigkeit

Wie man eine ganze ehemals schöne Halbinsel mit Expo2000- und Europageldern verschandeln kann, sieht man auf Stralau. Einen kleinen begleitenden Rundgang kann man hier auf dem Stralaublog unternehmen.
Auf der Südseite gehts ja noch, schön, die weißen Häuser gegenüber dem Hafen der weißen Flotte. Gut, ein wenig Sozialneid kommt auf, aber man muß auch gönnen können. Oder vielleicht anfangen zu sparen.
Etwas ärgerlich, daß der Uferweg nicht in Gänze zu begehen ist, ob wegen Baustelle oder Bösartigkeit, wird nicht klar.

Weiter zur alten Kirche und dem wirklich niedlichen Friedhof, so ein Urnengrab mit Wasserblick, das hat schon was. Nur die Häuser werden auf dem Weg dorthin werden langsam häßlicher und liebloser, Wasserblick ist eben doch nicht alles, wenn man möglichst viele Parzellen mit Ein-Zwei-Zimmer- Eigentumswohnungen möglichst dicht bebauen will.
An der Spitze der Halbinsel kippt das immer noch vorhandene Wohlwollen: Eine Mietanlage als Hochsicherheitstrakt, komplett mit Videoüberwachung und doppeltem Schutzzaun.
Weiter an der Nordseite offenbart sich die volle Hölle teuer geförderter postmoderner Architektur. Auf den ersten Blick freut man sich noch über das ein der andere ungewöhnliche Baudetail gegenüber des Hafens auf der Nordseite. Das wird dann aber schnell sauer, mit zweckfreien Dachüberhöhungen, Fassadenverzierung und häßlicher Stadtmöblierung. Wildgewordene Altenpflegeheimarchitektur für Jüngere.
Die Aussicht auf die beiden Inselchen Liebesinsel und Kratzbruch (die Namensgebung finde ich inspirierend!) müssen sich sehr viele Augen teilen. Zentimeterweise ist der Wasserblick griebig aufgeteilt, möglichst vielen Mietparteien soll Wasserblick zugestanden werden. Wie deprimierend, Wasserblick auf Stralau aus der dritten Reihe. Wahrscheinlich wachen die Anwohner täglich eifersüchtig, ob der Sommerflieder der weiter vorn wohnenden Nachbarn nicht ein Quäntchen des Blicks verdeckt.
Da mach ich mir doch lieber die Fußwanne voll und guck mir da das Wasser an.
Die einsetzende Dämmerung erlaubt dank der großen Glasflächen einen Blick in die jetzt erleuchteten Wohnungen, während so manches junge Elternpaar mit Dreiradbuggy nach Hause hetzt.
Augenscheinlich sind alle Wohnungen -ganz individuell, natürlich- mit Ikea möbliert. Jetzt erschließt sich, warum die ach so diverse Architektur so deprimiert: Sie ist genau wie der Ikea-Katalog ein Setzkasten, aus dem sich der Bürger seine höchst individuelle Identität zusammenstellen kann. Nichts Eigenes, nichts Originäres, nichts Gewachsenes oder Gefundenes.
Die Individualität der es sich leisten könnenden Kleinfamilie des beginnenden 21. Jahrhunderts besteht aus der multiplen Ikea-Auswahl ihrer preisgekrönten Projektarchitektur nebst Massenmöblierung, skandinavischer Zuteilungsmentalität.

Eine Augenweide sind noch der alte Palmkernölspeicher und der Flaschenturm, denn die sind noch nicht "restauriert". Sie tun einem ein wenig leid, denn man kann sich vorstellen, wie aufgemotzt und häßlich sie enden werden.

Tröstlich, dann doch noch ein Beispiel geglückten Designs zu sehen: ein kleines Schiff, wie von Kinderhand gemalt, man wundert sich fast, daß es schwimmt. Immerhin komplett mit 'King of the World"-Brücke. Wie es wohl heißt?

schiff

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bin ich zur Zeit, unkommunikabel, unnütz und ungenießbar wie ein Holzapfel.
Sogar mit der Therapeutin hab ich Streit. Wenn das so weitergeht, feuert sie mich noch.
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